Lama Yondong erzählt uns die Geschichte von Gör-Lie

In der milden Atmosphäre einer Trägheit verbreitenden Spätsommertages, in längst vergangenen Zeiten, wanderte Gör-Lie an einem steilem Abhang eines Hochplateaus entlang und dachte an gar nichts. Das ist für viele Menschen nichts Ungewöhnliches, dieses gar nichts denken.

Plötzlich sprang ein hungriger Tiger aus einem trägen raschelnden Gebüsch und stürzte auf Gör-Lie zu. Von namenlosem Entsetzen gepackt sprang diese über den Abgrund. Doch glücklicherweise konnte sie gerade noch die Zweige eines wilden Busches greifen, der unterhalb der Plateaukante aus einer Felsspalte wuchs. Dort hing sie nun und nur eine einsame wilde Erdbeere leistete ihre Gesellschaft. Voller Verzweiflung fragte sie sich was zu tun sei. Der Tiger lauerte über ihr und der Abgrund wartete unter ihr. Schlaumeier nennen so etwas dumm gelaufen.

Während ihre Verzweiflung wuchs, materialisierten sich unvermittelt drei Kobolde in ihrem Gebüsch, die sich als Experten für ausweglose Situationen vorstellten. Gör-Lie fragte die drei Spezialisten um Rat. Der Erste riet ihr zu springen, um ihr Leiden abzukürzen. Der Zweite riet ihr mit dem Tiger zu kämpfen, um einen ehrenvollen Tod zu sterben. Der Dritte riet ihr die Erdbeere zu essen, um ihr Leben bis zum letzten Zug auszukosten.

Da dachte Gör-Lie nach.

Sie nahm die drei Experten und schleuderte sie auf das Hochplateau. Hocherfreut über dieser Abwechslung, stürzte der Tiger hinter den drei Spezialisten her, die vergeblich versuchten der Raubkatze zu entkommen und fraß die drei zähen Experten auf.

Gör-Lie nutzte die Gelegenheit, kletterte nach oben und lief dem Tiger so schnell sie nur konnte davon.

Die Erkenntnis lautet:

„Dem Tiger drei Experten zum Fraß vorwerfen, um selber denkend die Freiheit zu gewinnen.“